Tagungsbericht (von Ulrich Giesekus und Martina Hörmann)
Seit 20 Jahren bietet die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW beziehungsweise deren Vorgängerhochschule in Solothurn Weiterbildung in systemisch-lösungsorientierter Kurzzeitberatung an. Dieses Jubiläum wurde am 8. Dezember 2017 an der Fachtagung «Willkommen im Möglichkeitsraum – systemisch-lösungsorientierte Beratung weiter denken» in Olten gefeiert.
An der Tagung in Olten trafen sich rund 130 Beratungsfachpersonen, um bei Vorträgen, Podiumsdiskussionen und Workshops über kreative und innovative Wege, neue Impulse und Konzepte für systemisch-lösungsorientierte Beratung in der Sozialen Arbeit, nachzudenken und diese zu diskutieren.
Kreativität war nicht nur inhaltliches Thema, sondern auch eine Stärke der Referierenden: ob mit Bildern, Türen auf einem Adventskalender, Geschichten und Märchen, mit Zauberei und Humor – anspruchsvoller Inhalt kann auch ansprechend präsentiert werden. In der ersten Keynote sprach Barbara Bräutigam (Professorin an der Hochschule Neubrandenburg) zum Thema „‘Sie sind doch die Expertin!‘ – Von Lösungswünschen, Lösungsbefürchtungen und anderen kleinen Missverständnissen im Beratungsprozess“. Das Bild vom Goldfisch mache ja deutlich, dass es zwischen „Dir gehört die Welt“ und dem Fall in die Tiefe oft nicht weit ist. Somit könnte die Erweiterung von Möglichkeitsräume für alle Beteiligten auch unter Umständen ängstigend wirken. Sie ermutigte Beraterinnen und Berater, in solchen Krisen nicht zu taktieren und zu agieren, sondern das Ohnmachts-Erleben mit auszuhalten.
In einer weiteren Keynote brachte Manfred Vogt (Leiter des Norddeutschen Instituts für Kurzzeittherapie, NIK) zum einen seine Freude über die langjährige Zusammenarbeit als Partnerorganisation zum Ausdruck, zum anderen skizzierte er verschiedene Ideen, wie man mit „Perspektiven jonglieren“ kann.
In der dritten Keynote zeigte Katharina Gerber (espace libre GmbH), wie Möglichkeitsräume „im Kopf der Beratenden“ entstehen können. Sie machte deutlich, wie wichtig „ein ordentliches Chaos“ im Beratungsprozess sein, und wie dieses unter ungünstigen Bedingungen nicht entstehen kann – z.B. Handlungsdruck oder Vereinsamung. Betont wurde die Bedeutung der kollegialen Zusammenarbeit für einen entspannten und kreativen Umgang mit drängenden Problemlagen. Im Anschluss an jede Keynote folgte eine kurzes Reflecting Team, bei dem die zentralen Ideen von zwei Weiterbildungsabsolventinnen assoziativ und mit Blick auf ihr Praxisfeld kommentiert wurden.
Am Nachmittag konnten die Teilnehmende ihren Interessen in sieben thematisch vielfältigen Workshops nachgehen. Patricia Flammer, Co-Tagungsleitung, betonte: «Die sieben Workshops zeigten auf, wie über methodische Variationen sowie über digitale Kanäle neue Möglichkeiten in der Beratung entstanden sind.» Zum Abschluss des fachlichen Teils diskutierten unter der Moderation von Martina Hörmann, Renate Zwicker-Pelzer (2. Vorsitzende der Dt. Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie), Daniel Maibach (Stiftung Berner Gesundheit) und Rosmarie Gygax (SBFI) aus ihrer Perspektive über mögliche Märkte für Beratung und die Zukunftsfähigkeit verschiedener Beratungsabschlüsse auf nationaler und internationaler Ebene. Abschließend stand die Frage im Zentrum, wie Beratung in einigen Jahrzehnten aussehen wird, was also Zukunftstrends in der Beratung sind.
Mit einem Jubiläumsteil und einem Apéro klang die Tagung aus.
Möglich wurde dies auch dank der Unterstützung der Kooperationspartner NLA, systemis, VHBC, NIK und DGSF. Diese wurden beispielsweise mit kreativen Aktionen wie «dem Glas voll lösungsorientierter Fragen» auf der Tagung sicht- und erlebbar.
Weitere Informationen und Tagungsimpressionen unter http://web.fhnw.ch/plattformen/systemisch-loesungsorientiert-beraten/fachtagung-2017/tagungsimpressionen
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